Sitzung: 17.03.2021 Ausschuss für Schule, Kultur und Soziales
Frau Persch stellt sich und Frau Hagen kurz vor und
informiert über die inhaltlichen Vorstellungen zum Kleinmachnow-Museum der
Aktionsgruppe Stolpersteine Kleinmachnow wie folgt:
Bereits im Vorfeld
hatten wir unsere Kritik am vorgelegten Konzept formuliert und dazu fraktionsübergreifend
viel positive Rückmeldung erhalten. Parallel dazu haben wir uns viel Gedanken
darüber gemacht, was uns bei Gründung eines Museums für Kleinmachnow alternativ
wichtig wäre. Kleinmachnow, die sogenannte „Insel der Glückseeligen“, war im
Verlauf der vergangenen 100 Jahre immer ein charakteristischer Spiegel
gesellschaftlicher Umbrüche und politischer Wechselfälle. Auf Kleinmachnow zu
gucken heißt, in ein Brennglas der Geschichte zu sehen. Deshalb halten wir es
für außerordentlich wichtig, dass es überhaupt zu einer Museumsgründung kommt.
Wir wünschen uns für dieses Haus Gemeinsamkeit. Diese Gemeinsamkeit muss aber
nicht nur gewollt sein, sie muss auch gelernt und moderiert werden. Diese
wichtige Aufgabe hat zuletzt Frau Kathrin Heilmann übernommen und damit
erstmals Ergebnisse erzielt, die tatsächlich etwas mit Kleinmachnow und dem
gewählten Standort zu tun haben und die hier vertretenen Initiativen konkret
mit einbinden. Träger eines solchen Museums sollte aus unserer Sicht die
Gemeinde Kleinmachnow sein. Aber die Gemeinde täte gut daran, nicht nur einen
Ort der Bildung aller Altersgruppen zur Verfügung zu stellen, sondern dabei
einen profilierten Beitrag zur Erinnerungskultur sowie ein klares Statement
gegen Ausgrenzung und Geschichtsverkitschung zu leisten. Hierzu sollten Sie
sich umfassender beraten lassen und vor Ort vorhandene Kompetenzen mehr
einbeziehen. Diese Überlegungen münden unmittelbar in die Frage, wie stellen
wir uns die Leitung des Museums vor. Klare Antwort: nicht in Form einer
Bevormundung. Die Stolpersteingruppe befasst sich bereits seit über 15 Jahren mit
der Geschichte Kleinmachnows, mit der Bibelgeschichte ebenso wie mit der
Recherche einzelner Biografien, der Geschichte der evangelischen Gemeinde vor
Ort und der Geschichte des Zwangsarbeiterlagers. Diese Kompetenz wollen wir
aktiv in den musealen Alltag einbringen und zwar in Form einer fortgesetzten
Recherche, Dokumentation und Auswertung sowie Weiterführung der Stolperstein
Verlegungen. In Form von darauf basierenden Dauer- und Wechselausstellungen, in
Form von Seminarangeboten für Schulen, in Form von Lesungen und Gedenkstunden,
in Form von Spaziergängen und Radtouren mit historischem Hintergrund. Unsere
Vorstellung wäre, dass die Museumsleitung dazu den organisatorischen Background
sicherstellt. Dazu gehören Raum- und Personalverwaltung, Budgetverwaltung,
Ausstellungs- und technisches Equipment, Koordination pädagogischer
Zusatzangebote, evtl. Koordinationsaufgaben der Öffentlichkeitsarbeit und Gestaltung
von Präsentationen. Darüber hinaus sollte sich die Museumsleitung als
fachkundige Moderatorin der Interessen verstehen. Alle Aufgaben der
inhaltlichen Planung der Ausstellungen und der Konzeptionierung des Museums
sehen wir, und da treffen wir uns mit dem Heimatverein, primär in der Kompetenz
eines Beirates. Dieser sollte paritätisch zusammengesetzt sein, in jedem Fall
aus Vertreterinnen und Vertreter der im Haus ansässigen Initiativen, der
Museumsleitung sowie auch Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde. Die
inhaltliche Erarbeitung der Angebote und Ausstellungen sollte primär durch die
im Haus ansässigen Initiativen erfolgen, ggf. unter Einbeziehung eines
umfassenden partizipativen Engagements. Die Qualitätssicherung des Angebotes
sollte unter jeweils wechselnder Einbeziehung von externen Kompetenzen, dazu gehören
Kuratoren und Pädagogen, erfolgen. Auch die Museumsleitung hätte hier
entsprechend ihrer Rahmenvorgaben ein Mitspracherecht. Kuratoren und Pädagogen
sollten, das wäre sehr schön, von den Initiativen selbstgewählt werden können.
Wir sprechen uns klar gegen einen festangestellten Kurator aus, denn wir denken
nicht, dass ein einzelner festangestellter Kurator in der Lage wäre, alle
Teilbereiche der Geschichte und Vermittlung kompetent zu begleiten. Wir würden
uns wünschen, dass es für das Haus eine Dauerausstellung gibt, die einerseits
100 Jahre Geschichte Kleinmachnows auf charakteristische Weise widerspiegelt
andererseits auch der Geschichte des Hauses gewidmet wird. Die
Stolpersteingruppe sieht ihre Aufgabe und ihre Kompetenz darin, schlaglichtartig
die Zeit zwischen 1933 bis 1945 zu beleuchten sowie einen Beitrag zur
Rekonstruktion der Geschichte des Hauses zu leisten. Weitere Veranstaltungen,
dazu gehören Wechselausstellungen, Seminare, Lesungen, Führungen, Vorträge,
Workshops und natürlich auch die Treffen der Initiativen, sollten den
Museumsalltag kontinuierlich lebendig und attraktiv erhalten. Damit dies
räumlich sinnvoll geschehen kann, sollte vor der Vergabe von
Architekturleistungen der Bedarf konkret ermittelt werden. Und schließlich wäre
perspektivisch darüber nachzudenken, wie ein attraktives Förderkonzept aussehen
könnte, welches externe Partner, Spender und Interessierte näher an das Haus
bindet und für eine kontinuierliche Finanzierung eines qualitätsvollen musealen
Angebotes sorgt. Auch hier wäre aus unserer Sicht der Beirat zu beteiligen.