Frau Persch stellt sich und Frau Hagen kurz vor und informiert über die inhaltlichen Vorstellungen zum Kleinmachnow-Museum der Aktionsgruppe Stolpersteine Kleinmachnow wie folgt:

 

Bereits im Vorfeld hatten wir unsere Kritik am vorgelegten Konzept formuliert und dazu fraktionsübergreifend viel positive Rückmeldung erhalten. Parallel dazu haben wir uns viel Gedanken darüber gemacht, was uns bei Gründung eines Museums für Kleinmachnow alternativ wichtig wäre. Kleinmachnow, die sogenannte „Insel der Glückseeligen“, war im Verlauf der vergangenen 100 Jahre immer ein charakteristischer Spiegel gesellschaftlicher Umbrüche und politischer Wechselfälle. Auf Kleinmachnow zu gucken heißt, in ein Brennglas der Geschichte zu sehen. Deshalb halten wir es für außerordentlich wichtig, dass es überhaupt zu einer Museumsgründung kommt. Wir wünschen uns für dieses Haus Gemeinsamkeit. Diese Gemeinsamkeit muss aber nicht nur gewollt sein, sie muss auch gelernt und moderiert werden. Diese wichtige Aufgabe hat zuletzt Frau Kathrin Heilmann übernommen und damit erstmals Ergebnisse erzielt, die tatsächlich etwas mit Kleinmachnow und dem gewählten Standort zu tun haben und die hier vertretenen Initiativen konkret mit einbinden. Träger eines solchen Museums sollte aus unserer Sicht die Gemeinde Kleinmachnow sein. Aber die Gemeinde täte gut daran, nicht nur einen Ort der Bildung aller Altersgruppen zur Verfügung zu stellen, sondern dabei einen profilierten Beitrag zur Erinnerungskultur sowie ein klares Statement gegen Ausgrenzung und Geschichtsverkitschung zu leisten. Hierzu sollten Sie sich umfassender beraten lassen und vor Ort vorhandene Kompetenzen mehr einbeziehen. Diese Überlegungen münden unmittelbar in die Frage, wie stellen wir uns die Leitung des Museums vor. Klare Antwort: nicht in Form einer Bevormundung. Die Stolpersteingruppe befasst sich bereits seit über 15 Jahren mit der Geschichte Kleinmachnows, mit der Bibelgeschichte ebenso wie mit der Recherche einzelner Biografien, der Geschichte der evangelischen Gemeinde vor Ort und der Geschichte des Zwangsarbeiterlagers. Diese Kompetenz wollen wir aktiv in den musealen Alltag einbringen und zwar in Form einer fortgesetzten Recherche, Dokumentation und Auswertung sowie Weiterführung der Stolperstein Verlegungen. In Form von darauf basierenden Dauer- und Wechselausstellungen, in Form von Seminarangeboten für Schulen, in Form von Lesungen und Gedenkstunden, in Form von Spaziergängen und Radtouren mit historischem Hintergrund. Unsere Vorstellung wäre, dass die Museumsleitung dazu den organisatorischen Background sicherstellt. Dazu gehören Raum- und Personalverwaltung, Budgetverwaltung, Ausstellungs- und technisches Equipment, Koordination pädagogischer Zusatzangebote, evtl. Koordinationsaufgaben der Öffentlichkeitsarbeit und Gestaltung von Präsentationen. Darüber hinaus sollte sich die Museumsleitung als fachkundige Moderatorin der Interessen verstehen. Alle Aufgaben der inhaltlichen Planung der Ausstellungen und der Konzeptionierung des Museums sehen wir, und da treffen wir uns mit dem Heimatverein, primär in der Kompetenz eines Beirates. Dieser sollte paritätisch zusammengesetzt sein, in jedem Fall aus Vertreterinnen und Vertreter der im Haus ansässigen Initiativen, der Museumsleitung sowie auch Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde. Die inhaltliche Erarbeitung der Angebote und Ausstellungen sollte primär durch die im Haus ansässigen Initiativen erfolgen, ggf. unter Einbeziehung eines umfassenden partizipativen Engagements. Die Qualitätssicherung des Angebotes sollte unter jeweils wechselnder Einbeziehung von externen Kompetenzen, dazu gehören Kuratoren und Pädagogen, erfolgen. Auch die Museumsleitung hätte hier entsprechend ihrer Rahmenvorgaben ein Mitspracherecht. Kuratoren und Pädagogen sollten, das wäre sehr schön, von den Initiativen selbstgewählt werden können. Wir sprechen uns klar gegen einen festangestellten Kurator aus, denn wir denken nicht, dass ein einzelner festangestellter Kurator in der Lage wäre, alle Teilbereiche der Geschichte und Vermittlung kompetent zu begleiten. Wir würden uns wünschen, dass es für das Haus eine Dauerausstellung gibt, die einerseits 100 Jahre Geschichte Kleinmachnows auf charakteristische Weise widerspiegelt andererseits auch der Geschichte des Hauses gewidmet wird. Die Stolpersteingruppe sieht ihre Aufgabe und ihre Kompetenz darin, schlaglichtartig die Zeit zwischen 1933 bis 1945 zu beleuchten sowie einen Beitrag zur Rekonstruktion der Geschichte des Hauses zu leisten. Weitere Veranstaltungen, dazu gehören Wechselausstellungen, Seminare, Lesungen, Führungen, Vorträge, Workshops und natürlich auch die Treffen der Initiativen, sollten den Museumsalltag kontinuierlich lebendig und attraktiv erhalten. Damit dies räumlich sinnvoll geschehen kann, sollte vor der Vergabe von Architekturleistungen der Bedarf konkret ermittelt werden. Und schließlich wäre perspektivisch darüber nachzudenken, wie ein attraktives Förderkonzept aussehen könnte, welches externe Partner, Spender und Interessierte näher an das Haus bindet und für eine kontinuierliche Finanzierung eines qualitätsvollen musealen Angebotes sorgt. Auch hier wäre aus unserer Sicht der Beirat zu beteiligen.