Beschluss: zur Kenntnis genommen

Herr Ernsting

Es liegt Ihnen heute unsere Stellungnahme zum Prüfauftrag aus der Sitzung der Gemeindevertretung vom 28.09.2017 vor. Auftrag war es, weitere und vergleichende Untersuchungen zu den Themen „Kreisverkehr“ und „Lichtsignalisierter Knoten“ an der Einmündung Hohe Kiefer/Förster-Funke-Allee durchzuführen. Das hat die Verwaltung in Zusammenarbeit mit dem Büro StaadtPlan Ingenieurbüro getan. Nähere Informationen enthält die verteilte Informationsvorlage.

 

An der Diskussion beteiligen sich:

Herr Wilczek, Frau Scheib, Herr Schubert, Frau Dr. Bastians-Osthaus, Herr Kreemke, Herr Sahlmann, Herr Dr. Braune

 

Frau Sahlmann zu Protokoll

Wir wollten eine Lösung und es gibt den Auftrag an den Bürgermeister und die Verwaltung, zu prüfen und zu handeln. Daran hat sogar die CDU ihren Anteil, dass wir etwas tun müssen. Wir wollen ein Verkehrskonzept für Kleinmachnow, was in verschiedenen Schritten zu Lösungen führt. Der Margarete-Sommer-Platz ist für mich nur am Rande ein Thema, dass man da zu lösen hat. Es geht um die verkehrliche Lösung. Deswegen ist die Diskussion auch in erster Linie im Umwelt- und Verkehrsausschuss und nicht hier zu führen.

Ich stimme Herrn Wilczek völlig zu: Der Kreisverkehr mit 35 Meter Durchmesser ist zu groß, den muss man nicht haben. In der Richtlinie für Kreisverkehre sind 26 Meter ein Standardmaß und mit anderen 26-Meter-Kreisverkehren leben wir in der Region ganz gut. Den haben wir z. B. an der Waldschänke und auch im Europarc Dreilinden.

Ich finde allerdings eine andere Stelle, den Steinweg mit einzubinden, besser. So, dass man fünf Einmündungen hat, aber alles etwas kleiner gehalten. Es muss nicht so eine große Trasse durch das jetzige Blumenbeet gehen. Man kann das mit kleinen Einmündungen machen.

Wir brauchen einen richtigen ehrlichen Kostenvergleich und nicht einen, in dem bestimmte Punkte ganz einfach fehlen. Insofern mein klares Votum für den Kreisverkehr, aber kleiner und mit anderem Kostenvergleich untersetzt.

 

Herr Priebe zu Protokoll

Ich wiederhole meine Kritik, die schon die ganze Zeit von mir zu diesem Konzept geäußert wurde: Wir machen hier Teillösungen und wissen eigentlich gar nicht, wie die Gesamtzusammenhänge sind. Dieses Vorgehen ist im hohen Maße unprofessionell und unlogisch. Üblich wäre folgende Abfolge

-            Problemfeststellung, Problemanalyse

-            Erstellen eines ganzzeitlichen Konzeptes, das gesamte Verkehrsaufkommen in Kleinmachnow betreffend

-            Prioritätensetzung

-            Beschluss und dann

-            Problemlösung

Heute werden wir über Lösungen informiert und wissen noch nicht einmal, ob wir Probleme schaffen oder lösen. Daher müssen die Verwaltung und auch die Experten aufgefordert werden, nach den üblichen Gepflogenheiten und in logischen Reihenfolgen ein ganzzeitliches Verkehrskonzept zu erstellen. Und erst dann in Prioritätenfestsetzungen und Beschlusslösungen umzusetzen. Alles andere macht keinen Sinn. Wir werden uns wundern, wie wir Geld verbrennen können und nachher mehr Probleme haben als wir zu lösen dachten.

 

Frau Scheib zu Protokoll

Wir sollten diese ganzen Punkte nicht immer nur vom Verkehr her betrachten, sondern ich würde mir wünschen, dass man auch immer den städtebaulichen, also den dreidimensionalen Ansatz sieht. Man kann viele Punkte lösen, wenn man auch einmal das Umfeld, auch bauliche Höhe, die viele Verkehrsteilnehmer beeinflusst, in den Blick nimmt.

 

Herr Prof. Sommer zu Protokoll

Aus meiner Sicht sind beide vorgelegten Planungsvarianten sowohl unter dem Gesichtspunkt des Radfahrverkehrs als auch unter gestalterischen Gesichtspunkten negativ zu bewerten.

 

 

Variante mit Lichtsignalanlage

Die Aufweitung der Einmündungsbereiche zugunsten von Radfahrstreifen und Aufstellflächen ist wegen der zu geringen Spurbreite unbrauchbar. Der nötige Abstand zwischen Fahrrädern und Kraftfahrzeugen ist erkennbar nicht einzuhalten. Die Vermischung von beispielsweise Schwerlast- und Omnibusverkehr sowie die Behinderung durch haltende oder parkende Fahrzeuge ist angesichts der traditionell geringen Straßenbreiten in Kleinmachnow in höchstem Maße verunsichernd und damit gefährlich.

Das ist schon jetzt am ODF-Platz zu beobachten: Die Mehrzahl der Radfahrer meidet die neuen Radspuren. Die angeblich vielen positiven Rückläufe zum markierten Schutzstreifen zweifele ich an. Radfahrbereiche sind dann sicher, wenn sie von Kindern und älteren Menschen gerne genutzt werden. Schutzstreifen wie an der Hohen Kiefer mit einer Nettobreite von 85 cm, die auf weiten Strecken noch unterbrochen sind, halte ich nicht für zukunftsweisend. Radfahrende fühlen sich in Kleinmachnow nur auf vom Kraftfahrzeugverkehr getrennten Wegen sicher. Das Geld für die auch bei Fachleuten höchst umstrittene Markierungstechnik sollte in die Verbesserung der Radwegeinfrastruktur und  breite und sichere Radwege investiert werden.

 

Variante mit Kreisverkehr

Es ist bekannt, dass Kraftfahrzeuge bei ihrer Ausfahrt aus dem Kreisverkehr Fahrräder oft nicht beachten.

Kleinmachnow verfügt außerdem über ein Straßenraster, das in seiner Anlage den städtebaulichen Mainstream der 1920er Jahre und den Siedlungsbau der Zwischenkriegszeit abbildet. Unvernünftig immer breiter und mehr werdende PKW, Schwerlastverkehr, Pendlerströme etc. waren im Straßenraster nicht vorgesehen. Dieses historische Planungsraster sollte weder durch überbreite Aufweitungen und schon gar nicht durch Kreisverkehrsbauten auf den Kopf gestellt werden. Kreisverkehre sind ortsbildfremd.

 

Der Bauausschuss fasst folgendes Meinungsbild in Form einer Abstimmung zusammen:

 

1.         Variante Kreisverkehr, 35 m mit 4 Einmündungen

       0 Zustimmungen / 5 Ablehnungen / 1 Enthaltung – einstimmig abgelehnt

       (Frau Storch war bei der Abstimmung nicht anwesend)

 

2.         Variante Kreisverkehr, 26 m

       1 Zustimmung / 2 Ablehnungen / 3 Enthaltungen – mehrheitlich abgelehnt

       (Frau Storch war bei der Abstimmung nicht anwesend)

 

3.         Variante Einmündung mit Lichtsignalanlage

       0 Zustimmungen / 5 Ablehnungen / 2 Enthaltungen – einstimmig abgelehnt

 

4.         Variante Zurückstellung und Veränderung erst mit Gesamtkonzept

       7 Zustimmungen / 0 Ablehnungen / 0 einstimmig zugestimmt

 

Herr Sahlmann persönliche Erklärung

Wir wissen, dass wir seit langem weiterkommen wollen, im Ortszentrum, in der Förster-Funke-Allee, im Abschnitt Hohe Kiefer bis Karl-Marx-Straße. Wenn wir mit solchen Informationen weiter so umgehen, dann werden wir auch am Ende dieses Jahres nicht weiter sein. Natürlich ist es Stückwerk, wenn wir erst im westlichen Teil beginnen. Aber wir hätten die Informationsvorlage wenigstens durchgehen können, so dass wir Fortschritte erzielen.

 

Frau Sahlmann persönliche Erklärung

Ich weise darauf hin, dass wir diese Problematik am Mittwoch im Umwelt- und Verkehrsausschuss noch einmal behandeln. Ich meine, dass wir das dort besser hinbekommen werden, denn das ist der zuständige Ausschuss. Auch wenn hier eine Architektin meint, dass die Architektur des Kreisverkehrs oder der Ampellösung das Wichtigste wäre. Dieser Meinung bin ich nicht. Wichtig ist eine verkehrliche Lösung, die Gestaltung spielt eine weniger bedeutende Rolle. Ich setze meine Hoffnung auf den Umwelt- und Verkehrsausschuss.

 

 

Herr Priebe persönliche Erklärung

Die städtebauliche Lösung sollte durchaus berücksichtigt werden, insbesondere weil wir in den Bauleitplanungen seit Jahren ein Gesamtkonzept fordern. Da gebe ich Herrn Sahlmann Recht. Es ist schade, dass es noch nicht weiter geht.

Wir wollten schon seit längerem ein Gesamtverkehrskonzept haben. Wenn wir es hätte, hätten wir heute auch eine Lösung beschließen können. Wir haben es aber nicht, also ist es richtig, besser keine Lösung als eine falsche Lösung zu bekommen.


Der Bauausschuss nimmt die Informationsvorlage zur Kenntnis.