Sitzung: 09.09.2021 Gemeindevertretung
1.
Herr Kunde, Ring am Feld 53
1.1
Seit 2011 bin ich
Einwohner von Kleinmachnow. Im Jahr 2017 hatten wir auf Grund der Wetterlage
sehr starke Regenfälle in Kleinmachnow. Das hatte zur Folge, dass es in
mehreren Wohnhäusern in unserer Straße einen Wasserrückstau gab. Über
Sanierungsfirmen mussten wir unsere Keller sanieren lassen. Es wurden auch
weitere Sicherheitsvorrichtungen ergriffen und Rückschlagklappen eingebaut. Auf
Nachfrage beim Bauamt und beim Abwasserzweckverband wurde durch den
Abwasserzweckverband eine Kanalinspektion durchgeführt, die ohne Beanstandung
war. Dann ist etwas Ruhe eingekehrt. Im Mai 2021 gab es in Kleinmachnow wieder
sintflutartige Regenfälle. Trotz der Rückschlagklappen hatten wir wieder Wasser
im Keller. Vom Abwasserzweckverband kam die Empfehlung, Hebeanlagen in die
Häuser einzubauen. Bei einem Gespräch mit der Firma Kraft wurde festgestellt,
dass dies auf Grund der baulichen Situation nicht möglich ist. Aber wo soll das
Wasser hin, wenn die Abflussleitung komplett gefüllt ist?
Des Weiteren haben wir das Problem, dass die
Versicherung für die Beseitigung der Schäden schon nicht mehr aufkommen möchte.
Es ist ja geplant, im nächsten Jahr in der
Förster-Funke-Allee/Ecke Ring am Feld ein großes Haus zu bauen. Das liegt wohl
oder übel mit an unserem Abwasserstrang. Ich kann mir nicht vorstellen, dass
die Abwasser-Infrastruktur in Kleinmachnow dies bewältigen wird. Gleichzeitig
ist noch zu sagen, dass jedes Mal, wenn sintflutartige Regenfälle in
Kleinmachnow auftreten, die Hohe Kiefer/Ecke Förster-Funke-Allee komplett
überflutet und die Kanalisation total überfordert ist.
Wie gedenkt die Gemeinde diesen
Wasserrückstaus entgegenzuwirken?
Frau Schwarzkopf, Fraktion B 90/Grüne
Herr Kunde, Sie sagten, die Versicherung
trägt den Schaden oder hat ihn getragen und will ihn nicht mehr tragen oder wie
war die genaue Definition?
Herr
Kunde
Der
erste Schaden wurde ohne Probleme beglichen. Beim zweiten Schaden hat die
Versicherung schon gesagt, dass ich nachweisen müsse, dass ich zwischen dem
ersten und zweiten Schaden zusätzliche Vorrichtungen in mein Haus eingebaut
habe. Das konnte ich nachweisen. Ich habe eine Doppelrückschlagklappe mit
manueller Notverriegelung eingebaut. Dadurch bezahlte unsere
Gebäudeversicherung den Schaden noch. Wie es beim nächsten Mal aussieht, weiß
ich nicht.
Bürgermeister Herr Grubert
Danke für die Anfrage. Gleichzeitig habe ich
einen Brief von mehreren Anwohnern bekommen, den ich weitergegeben habe und die
Anfrage einer Fraktion der Gemeindevertretung. Das Abwasserkanalsystem in Kleinmachnow
ist auf einem Trennsystem ausgerichtet, d. h. es muss Regenwasser nicht aufnehmen.
Das Problem ist allerdings, dass trotzdem Regenwasser in die Kanalisation
eindringt. Dieses Wasser dringt aus zwei Gründen ein. Zum einen durch nicht
zulässige Regenwassereinleitungen von Häusern in die Kanalisation. Es ist nicht
erlaubt, Regenwasser in die Kanalisation abzuleiten. Das Regenwasser muss auf
dem eigenen Grundstück versickern. Vom Land Brandenburg sind wir aufgefordert
worden, verstärkt Kontrollen durchzuführen. Das werden wir in diesem und in
anderen Gebieten tun. Des Weiteren dringt Wasser durch die Kanaldeckel ein.
Diese Kanaldeckel haben Lüftungslöcher, die aber sein müssen, weil es sonst
durch die Schwerstoffe, die im Abwasser enthalten sind, eine starke Korrosion
gibt und die Kanalisationsrohre verstärkt angegriffen und in kurzen Abständen
ausgetauscht werden müssen. Im Nachgang habe ich mit dem Abwasserzweckverband
besprochen, dass es Schwerpunkte bei Ihnen in der Straße gibt, wo man einzelne
Kanaldeckel verschließen könnte.
Der grundsätzliche Tipp ist der Einbau einer
Rückstauklappe. Die Anforderungen an eine Rückstauklappe für
Kanalisationswasser, das durch Regenwasser aufgefüllt ist und einen viel
stärkeren Druck hat, sind erheblich höher. Ich befürchte, dass Sie eine
Rückstauklappe eingebaut haben, die nicht den stärksten Druck nach DIN aushält.
Es gibt Rückstauklappen, die sich elektronisch bei Warnsignalen schließen. Die schließen
auch so dicht, dass Wasser aus der Kanalisation nicht in Ihren Keller laufen
kann. Der Nachteil ist, dass diese Rückstauklappen erheblich teurer sind.
Während die Kosten bei einer normalen Rückstauklappe bei 100 bis 500 Euro liegen,
fangen die Preise bei einer elektronischen Rückstauklappe, die auch jährlich
gewartet werden muss, bei 1.500 bis 2.000 Euro an. Das ist das Einzige, was ich
Ihnen empfehlen kann.
Wir werden untersuchen, ob wir bei
Starkregenereignissen Wasser aus der Hohen Kiefer/Ecke Förster-Funke-Allee und
auch aus Ihrer Ecke verstärkt in die beiden Regenwasserbecken absickern lassen
können. Beim Bau des Hauses durch die gewog werden wir zusätzlich darauf
achten, dass die Ableitung des Regenwassers auf dem Grundstück durch den Einbau
eines Sickerschachtes erfolgt, so dass zumindest von diesem Grundstück kein
Regenwasser in die Kanalisation eindringen kann. Die Kanalisationsleitung
selber ist im Jahr 2000, als der Bebauungsplan beschlossen wurde, so ausreichend
dimensioniert, dass sie noch mehr Bauvorhaben in Ihrem Gebiet als nur die 36
Wohnungen, die damals schon von der Fläche her vorgesehen waren, bedienen kann.
Die Starkregenereignisse führen dazu, wie eingangs bereits erwähnt, dass mehr
Wasser in die Kanalisation einläuft.
In Stahnsdorf ist ja unser Klärwerk. Jede
Gemeinde darf innerhalb von 24 Stunden eine bestimmte Menge an Abwasser
einleiten. Bei den ganz starken Regenereignissen müssen wir immer
Strafzahlungen leisten, weil das Problem des Einleitens des Regenwassers, einmal
durch die Lüftungsschächte und auch durch die vorsätzlich eingebaute
Entwässerung in die Kanalisation, zu einem ganz starken Anstieg der Wassermenge
führt.
Nehmen Sie bitte Kontakt mit dem
Abwasserzweckverband auf und bauen Sie eine elektronische Rückstauklappe ein. Wenn
Sie eine manuelle Rückstauklappe haben, lassen Sie prüfen, ob Sie DIN-mäßig
ist. Man kann es schaffen, dass das Wasser nicht ins Haus eindringt, auch ohne
Hebeanlage.
Herr
Kunde
Was
bringt mir eine elektronische Klappe, wenn sich das Wasser trotzdem in meinem
Haus hochstaut? Dann habe ich den ganzen Schlamassel in der ersten Etage und
nicht mehr im Keller. In den Häusern ist es baulich nicht möglich, eine
elektronische Rückstauklappe in den Fäkalienstrang bzw. in den Hauptstrang, der
im Haus ist, einzubauen.
Bürgermeister Herr Grubert
Das Problem werde ich jetzt nicht lösen können. Bitte rufen Sie mich
nächste Woche an, ich werde Sie gerne mit dem Abwasserzweckverband
zusammenbringen. Dass es baulich nicht möglich ist, kann ich mir nicht
vorstellen. Irgendeine Lösung gibt es immer.
Frau Dr. Bastians-Osthaus, Vorsitzende der CDU-Fraktion
Unsere Fraktion hat auch die Frage gestellt, ob die Kapazitätsengpässe
bekannt sind und ob überhaupt Kapazitätsengpässe vorliegen etc. Wir haben heute
die Antwort erhalten, dass eine Antwort des Wasser- und Abwasserzweckverbandes
noch nicht vorlag. Insofern denke ich, kommen da noch Informationen, wie die
Kapazitäten in dem Bereich beurteilt werden. Auch hatten wir gefragt, wie sich
das Bauprojekt auswirkt. In der Antwort steht die Aussage drin, dass alles, was
auf dem Gelände an Regenwasser anfällt, auch auf dem Grundstück versickert wird.
Und ein bisschen steht auch der Vorwurf an die Anwohner drin, dass sie
verbotswidrig das Niederschlagswasser in die Kanalisation ableiten und deswegen
zu den Problemen beitragen. Das kann ich nicht beurteilen, aber ich denke, dass
das ein Punkt ist, den man mit dem Wasser- und Abwasserzweckverband besprechen sollte,
ob die Anwohner das wirklich machen oder nicht. Ansonsten hoffe ich, dass die
Frage der Kapazitätsengpässe dann zeitnah geklärt werden kann.
Bürgermeister Herr Grubert
Bei der Abwasserkanalisation gibt es keine Engpässe. Probleme gibt es
nur durch Regenwasser, das eingeleitet wird. Ich sehe kein Problem, das zu
klären.
Frau Sahlmann, Fraktion B 90/Grüne
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass unsere Fraktion B 90/Grüne genau
zu diesem Thema eine schriftliche Anfrage gestellt hat, die allgemein zum
Katastrophenschutz besteht. Dazu gehören auch diese Hochwasserereignisse, die
jetzt vermehrt auftreten und die in Süddeutschland zu einer Riesenkatastrophe
geführt haben. Genau dazu haben wir einen Fragenkomplex aufgestellt. Es geht
nicht um den Einzelfall. Für Sie geht es um den Einzelfall. Es ist anzunehmen,
dass es in den nächsten Jahren noch stärker wird und noch mehr Menschen in
Kleinmachnow betrifft. Deshalb geht es darum, auch ein Konzept zu erarbeiten
und das wäre die Aufgabe der Verwaltung zum Schutz ihrer Bürger vorbeugend hier
zu handeln.
Stellungnahme einer weiteren
Anwohnerin der Straße
Stellvertretend für die
Familien, es sind sieben Häuser, kann ich sagen, dass keine Familie
unrechtmäßig Wasser vom Haus aus in die Kanalisation ableitet. Da kann man sich
das Geld sparen, um das zu kontrollieren, aber es muss natürlich kontrolliert
werden. Wir alle wären wirklich sehr dankbar, wenn das Problem gehört wird,
denn es ist schon seit vier Jahren so, dass wir um Gehör bitten. Wir sehen
auch, dass es eben nicht an uns allein liegen kann, sondern, wenn die Kreuzung
überschwemmt ist, ist es auch anderswo ziemlich eng. Wir wären wirklich
dankbar, wenn es von allen gehört und als Thema aufgenommen wird und mit
Bedacht vor dem Bau des Hauses durchdacht wird.
Bürgermeister Herr Grubert
Ich habe nicht gesagt, dass eines der sieben Häuser Regenwasser in die
Kanalisation einleitet, sondern, dass es grundsätzlich in Kleinmachnow Häuser
gibt, von denen Regenwasser in die Kanalisation eingeleitet wird und dadurch die
Abwasserleitungen bei Starkregen an die Kapazitätsgrenze kommen. Das wissen
wir, da der Abwasserzweckverband in Teilen Überprüfungen durchführt. Man selbst
kann sich vorschriftsmäßig verhalten und trotzdem hat man, wenn man an einer
unglücklichen Stelle wohnt, das Pech, dass eventuell Wasser eindringt.