1.             Frau Werner, Promenadenweg

1.1          Wildschweine in Kleinmachnow

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Gemeindevertretung,

ich spreche hier für eine Gruppe von Bürgern aus Kleinmachnow, von denen viele am Stolper Weg wohnen und die zutiefst erschüttert sind, wie hier mit der heimischen Tierwelt umgegangen wurde.

Die sogenannte Drückjagd vom 14. November 2023 mitten im Wohngebiet ist der Höhepunkt eines vollkommen verfehlten Wildtiermanagements.

Nichts von dem, was wir an diesem Tag erlebt haben, hat etwas mit einer waidgerechten Jagd zu tun, sondern glich einem brutalen Abschlachten.

Wir hatten täglich Kontakt zu den Tieren, die am Stolper Weg gelebt haben und sind ihnen dabei mit Abstand, Respekt, Vorsicht und Ruhe begegnet. Diese Verhaltensmaßnahmen lassen sich auch Kindern, die sich alleine durch den Ort bewegen, sehr gut vermitteln. Und die getöteten Schweine waren niemals aggressiv, obwohl sie teilweise auch Angriffen durch Menschen ausgesetzt waren, die sie mit Steinen, Knüppeln oder ihren Autos verjagen wollten.

Wir sollten dankbar sein, naturnah und abseits von Großstadtbeton leben zu können. Stattdessen wurde ein laufender Bürgerantrag durch Zeitungsberichte befeuert, die suggerierten, dass jeder Bürger Kleinmachnows gefährdet ist, weil sich Wildschweine im Ort heimisch eingerichtet haben. Dazu wird mit haltlosen Übertreibungen, gestellten Fotos und Halbwahrheiten gearbeitet, um eine Gefährdungslage darzustellen, die so nicht ansatzweise bestanden hat. Dagegen dokumentieren zahlreiche Fotos und Videoaufnahmen vollkommen friedliche Begegnungen zwischen Mensch und Tier, die mit Datum, Zeit und Ort nachvollziehbar sind.

Die These, dass ein erhöhter Jagddruck, zudem noch in dieser zutiefst missachtenden Weise, keine Problemlösung ist, findet durch die Tatsache Bestätigung, dass bereits zwei Wochen nach der Tötung erneut frische Spuren von Wildschweinen im Grünzug zwischen den Häusern am Stolper Weg zu sehen waren.

Nun aber mit dem Ergebnis, dass weder die Wildtiere auf den Menschen, noch die Menschen und deren Haustiere aufeinander eingestellt sind und damit Unsicherheit auf beiden Seiten in der Begegnung besteht. Wir haben mit Achtsamkeit ein friedliches Zusammenleben mit den Tieren entwickelt und wollen uns das zukünftig nicht durch populistischen Aktionismus kaputt machen lassen. Für uns ist die Achtung vor dem Leben eine essentielle Grundeinstellung. Diese Interessen haben nicht weniger Bedeutung als die einer Bürgerinitiative, die ein solches Gemetzel, wie wir es hautnah miterleben mussten, vorangetrieben hat und zur Dauerveranstaltung machen möchte.

Wir bestreiten nicht, dass eine waidgerechte Jagd ihre Berechtigung hat. Das bedeutet aber, dass die Jagdpächter ihre Aufgabe mit Ehrfurcht vor der Schöpfung ausüben. Der deutsche Jagdverband kolportiert edle tiergerechte Ziele und eine tiefe traditionelle Verortung in seiner Aufgabenbeschreibung. Dies scheint hier vor Ort aber offensichtlich keine Rolle zu spielen.

Wenn der Aufgabe des nachhaltigen Wildtiermanagements derart nachlässig nachgekommen wurde, dass als einzige Lösung bleibt, Tiere mit dieser Grausamkeit zu hetzen und zu töten, wurde sie weder fachgerecht noch mit der gebotenen Sorgfalt betrieben.

Leider scheint es in Kleinmachnow Menschen zu geben, die ihr unangetastetes Blumenbeet als den Mittelpunkt der Welt begreifen. Es gibt kein Recht darauf, von der Natur unbehelligt zu bleiben. Private und öffentliche Flächen lassen sich durch geeignete Zäune sehr leicht schützen. Im Übrigen sieht auch das Jagdrecht den Einzelnen in der Pflicht, seinen Grund und Boden vor solchen Beeinträchtigungen zu schützen.

Auch die Verwaltung hat ihre Aufgaben nicht in der notwendigen Intensität erfüllt. Es kam in der Vergangenheit zu Fällen von unerlaubter Fütterung der Wildtiere, was verboten ist und durch das Ordnungsamt verfolgt werden müsste. Durch falsch entsorgte Gartenabfälle wurden die Rotten geradezu angelockt. Hinzu kommt der Klimawandel, der unsere Böden trockener werden lässt und die erfolglose Nahrungssuche die Wildtiere dann in die Siedlungen treibt.

 

Wir fordern:

·       ein Auswahlverfahren für neue Jagdpächter ab April nächsten Jahres, die keine Fallen, Treib- und Drückjagden befürworten und mit modernen Methoden und einem kontinuierlich, aktiven waidgerechten Handeln ein echtes Management bezüglich des Wildtierbestandes betreiben,

·       Vergrämungskonzepte, selbst wenn sie mehr Aufwand und Kosten erzeugen,

·       die Verfolgung verbotener Wildschweinfütterung und der illegalen Entsorgung von Gartenmüll,

·       umfassende und regelmäßige Aufklärung der Einwohner auch durch Jagd-, Umweltverbände und Experten.

 

Das Jagdrecht steht nicht für sich allein, sondern darf nur unter Berücksichtigung der Tierschutzrechte maßvoll angewandt werden. Am 14. November wurde jedoch jedes Maß verloren.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Die Ausführungen hier gehen der Gemeindevertretung noch zu.

 

Frage an Herrn Bürgermeister Grubert:

Wird die Verwaltung mit der Neuvergabe der Jagdpachten in der Jagdgenossenschaft auf ein besseres Wildtiermanagement hinwirken, um das unnötige und sinnlose Abschießen der Tiere zu vermeiden?

 

 

Bürgermeister Herr Grubert

Vielen Dank für Ihren Vortrag. Wir werden für die Vergabe der neuen Jagdpächter ab 1. April 2024 einige Kriterien aufstellen mit dem Ziel, eine höhere Abschussquote zu erzielen und ein vernünftiges Wildtiermanagement im gesamten Gebiet durchzusetzen. Das werden wir diesmal auch in den Vertrag schreiben. Vielen Ihrer Ausführungen muss ich aber auch widersprechen. Das mache ich aber nicht hier. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass wir schon mit Jägern die Drückjagd am 14. November 2023 vorgenommen haben und ich Ihre Auffassung hinsichtlich des Mordens der Tiere nicht teile.