Sitzung: 21.12.2023 Gemeindevertretung
1.
Frau Werner, Promenadenweg
1.1
Wildschweine in Kleinmachnow
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte
Gemeindevertretung,
ich spreche hier für eine Gruppe von
Bürgern aus Kleinmachnow, von denen viele am Stolper Weg wohnen und die
zutiefst erschüttert sind, wie hier mit der heimischen Tierwelt
umgegangen wurde.
Die sogenannte Drückjagd vom 14.
November 2023 mitten im Wohngebiet ist der Höhepunkt eines vollkommen
verfehlten Wildtiermanagements.
Nichts von dem, was wir an diesem Tag erlebt haben,
hat etwas mit einer waidgerechten Jagd zu tun, sondern glich einem brutalen
Abschlachten.
Wir hatten täglich Kontakt zu den Tieren, die
am Stolper Weg gelebt haben und sind ihnen dabei mit Abstand, Respekt, Vorsicht
und Ruhe begegnet. Diese Verhaltensmaßnahmen lassen sich auch Kindern, die sich
alleine durch den Ort bewegen, sehr gut vermitteln. Und die getöteten Schweine
waren niemals aggressiv, obwohl sie teilweise auch Angriffen durch Menschen
ausgesetzt waren, die sie mit Steinen, Knüppeln oder ihren Autos verjagen
wollten.
Wir sollten dankbar sein, naturnah und abseits
von Großstadtbeton leben zu können. Stattdessen wurde ein laufender
Bürgerantrag durch Zeitungsberichte befeuert, die suggerierten, dass
jeder Bürger Kleinmachnows gefährdet ist, weil sich Wildschweine im
Ort heimisch eingerichtet haben. Dazu wird mit haltlosen Übertreibungen,
gestellten Fotos und Halbwahrheiten gearbeitet, um eine Gefährdungslage
darzustellen, die so nicht ansatzweise bestanden hat. Dagegen dokumentieren
zahlreiche Fotos und Videoaufnahmen vollkommen friedliche Begegnungen zwischen
Mensch und Tier, die mit Datum, Zeit und Ort nachvollziehbar sind.
Die These, dass ein erhöhter Jagddruck, zudem
noch in dieser zutiefst missachtenden Weise, keine Problemlösung ist,
findet durch die Tatsache Bestätigung, dass bereits zwei Wochen nach der
Tötung erneut frische Spuren von Wildschweinen im Grünzug zwischen den
Häusern am Stolper Weg zu sehen waren.
Nun aber mit dem Ergebnis, dass weder die
Wildtiere auf den Menschen, noch die Menschen und deren Haustiere aufeinander
eingestellt sind und damit Unsicherheit auf beiden Seiten in der Begegnung
besteht. Wir haben mit Achtsamkeit ein friedliches Zusammenleben mit den Tieren
entwickelt und wollen uns das zukünftig nicht durch populistischen Aktionismus
kaputt machen lassen. Für uns ist die Achtung vor dem Leben eine
essentielle Grundeinstellung. Diese Interessen haben nicht weniger Bedeutung
als die einer Bürgerinitiative, die ein solches Gemetzel, wie wir es hautnah
miterleben mussten, vorangetrieben hat und zur Dauerveranstaltung machen
möchte.
Wir bestreiten nicht, dass eine waidgerechte
Jagd ihre Berechtigung hat. Das bedeutet aber, dass die Jagdpächter ihre
Aufgabe mit Ehrfurcht vor der Schöpfung ausüben. Der deutsche Jagdverband
kolportiert edle tiergerechte Ziele und eine tiefe traditionelle Verortung in
seiner Aufgabenbeschreibung. Dies scheint hier vor Ort aber offensichtlich
keine Rolle zu spielen.
Wenn der Aufgabe des nachhaltigen
Wildtiermanagements derart nachlässig nachgekommen wurde, dass als einzige
Lösung bleibt, Tiere mit dieser Grausamkeit zu hetzen und zu töten, wurde sie
weder fachgerecht noch mit der gebotenen Sorgfalt betrieben.
Leider scheint es in Kleinmachnow Menschen zu
geben, die ihr unangetastetes Blumenbeet als den Mittelpunkt der Welt
begreifen. Es gibt kein Recht darauf, von der Natur unbehelligt zu bleiben.
Private und öffentliche Flächen lassen sich durch geeignete Zäune sehr
leicht schützen. Im Übrigen sieht auch das Jagdrecht den Einzelnen in der
Pflicht, seinen Grund und Boden vor solchen Beeinträchtigungen zu
schützen.
Auch die Verwaltung hat ihre Aufgaben nicht in
der notwendigen Intensität erfüllt. Es kam in der Vergangenheit zu Fällen
von unerlaubter Fütterung der Wildtiere, was verboten ist und durch das
Ordnungsamt verfolgt werden müsste. Durch falsch entsorgte Gartenabfälle
wurden die Rotten geradezu angelockt. Hinzu kommt der Klimawandel, der unsere
Böden trockener werden lässt und die erfolglose Nahrungssuche die Wildtiere
dann in die Siedlungen treibt.
Wir fordern:
·
ein Auswahlverfahren für
neue Jagdpächter ab April nächsten Jahres, die keine Fallen, Treib- und
Drückjagden befürworten und mit modernen Methoden und einem kontinuierlich,
aktiven waidgerechten Handeln ein echtes Management bezüglich des
Wildtierbestandes betreiben,
·
Vergrämungskonzepte,
selbst wenn sie mehr Aufwand und Kosten erzeugen,
·
die Verfolgung
verbotener Wildschweinfütterung und der illegalen Entsorgung von Gartenmüll,
·
umfassende und
regelmäßige Aufklärung der Einwohner auch durch Jagd-, Umweltverbände und
Experten.
Das Jagdrecht steht nicht für sich
allein, sondern darf nur unter Berücksichtigung der Tierschutzrechte
maßvoll angewandt werden. Am 14. November wurde jedoch jedes Maß verloren.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Die
Ausführungen hier gehen der Gemeindevertretung noch zu.
Frage an Herrn Bürgermeister Grubert:
Wird die Verwaltung mit der Neuvergabe der
Jagdpachten in der Jagdgenossenschaft auf ein besseres Wildtiermanagement hinwirken,
um das unnötige und sinnlose Abschießen der Tiere zu vermeiden?
Bürgermeister Herr Grubert
Vielen
Dank für Ihren Vortrag. Wir werden für die Vergabe der neuen Jagdpächter ab 1.
April 2024 einige Kriterien aufstellen mit dem Ziel, eine höhere Abschussquote
zu erzielen und ein vernünftiges Wildtiermanagement im gesamten Gebiet
durchzusetzen. Das werden wir diesmal auch in den Vertrag schreiben. Vielen
Ihrer Ausführungen muss ich aber auch widersprechen. Das mache ich aber nicht
hier. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass wir schon mit Jägern die Drückjagd
am 14. November 2023 vorgenommen haben und ich Ihre Auffassung hinsichtlich des
Mordens der Tiere nicht teile.