Sitzung: 29.06.2011 Ausschuss für Umwelt, Verkehr und Ordnungsangelegenheiten
Beschluss: mehrheitlich abgelehnt ohne Maßgabe
Abstimmung: Ja: 0, Nein: 6, Enthaltungen: 1
Vorlage: DS-Nr. 124/11
Der Duellpfuhl, gelegen an der westlichen Seite
der Ginsterheide zwischen Machnower Busch und Wolfswerder, wird entsprechend
der Projektskizze des Ing.-Büros Terra Urbana vom 27.07.2010 (Anlage 1)
saniert.
Die Sanierungsarbeiten umfassen
-
die
Fällung von max. 14 Bäumen
-
die
Entschlammung des Pfuhls
und
- die Errichtung von Absetzanlagen an beiden Einleitungsstellen
für das Straßenregenwasser
Frau Neidel führt ein:
Mit der DS-Nr. 124/11 soll die Sanierung des
Duellpfuhls empfohlen werden. Seit Sommer 2010 haben wir eine Projektskizze des
Büros Terra Urbana vorgestellt. Dazu waren viele Fragen aus dem Fachausschuss
gestellt worden, die schon mündlich und jetzt aber auch schriftlich beantwortet
sind. Es gab Nachfragen zur Einschätzung der Bäume, so dass die Verwaltung noch
einmal einen Sachverständigen beauftragt hat. Es wurden die Bäume zur Vitalität
eingeschätzt und in einem Gutachten vom 04.04.2011 spezielle Ausführungen dazu
gemacht. Der Beschluss selber legt jetzt die Projektskizze des Ing.-Büros Terra
Urbana vom 27.07.2010 zugrunde. Diese soll beschlussrelevant sein. Wir haben u.
a. formuliert: die Fällung von max. 14 Bäumen, die Entschlammung des Pfuhls und
die Errichtung von Absetzanlagen an beiden Einleitungsstellen für das
Regenwasser. Die Verwaltung könnte sich vorstellen, dass im Zusammenhang mit
der Bewertung von Herrn Brehm möglicherweise die Fällung der Bäume heute hier
konkretisiert wird. Das Austauschblatt betrifft nur die Haushaltsstellen, weder
die Begründung noch den Beschlusstext selbst.
Herr Brehm, Büro Brehm erläutert:
„Wir haben die Aufgabenstellung erhalten, die
Bäume am Duellpfuhl zu untersuchen, speziell die auf der Westseite. Insgesamt
sollten wir ursprünglich 12 Bäume auf der Westseite untersuchen. Wir haben noch 3 Bäume dazu genommen, weil
diese die gleiche Problemlage hatten. Der Baum Nr. 12 wurde vom Ing.-Büro
dazugegeben; dieser steht auf einem Einlaufbauwerk und im Rahmen der Sanierung
dieses Bauwerkes wären die Eingriffe in den Wurzelbereich so stark, dass er
dann nicht zu halten wäre. Der Baum Nr. 13 ist so stark geschädigt, dass
aufgrund der Gefahrenabwehr (um Schäden von Personen und Sachen abzuwenden) er
zu fällen wäre. Zu den Bäumen ganz kurz: Im Wesentlichen sind es Eichen,
darunter 3 Birken. Die Eichen sind zwischen 80 und 120 Jahren alt. Die Birken
sind in einem sehr schlechten Zustand. Die Eichen sind in einem guten bis
befriedigenden Zustand, also Schadstufe 2 bis 3. Ihre Fällung ist nicht
notwendig aufgrund ihres Zustandes, sondern im Kontext der geplanten Sanierung
des Duellpfuhls, weil hier durch das Planungsbüro Terra Urbana postuliert
worden ist, dass der Laubeintrag durch die Bäume so groß ist, dass die
Entschlammungsmaßnahme nicht nachhaltig wäre, wenn diese Bäume dort direkt am
Ufer stehen und ihr Laub wieder in den Teich einwerfen, was zu einer jährlichen
Sedimentationsschicht von etwa 2 cm führen würde und dann bei der geplanten Austorfung innerhalb einer absehbaren Zeit
dazu führt, dass diese Maßnahme wiederholt werden müsste.“
Frau von Törne: Lehnt die Beschlussvorlage ab.
Herr Tauscher zu Protokoll:
„Ich habe die vorherigen Drucksachen, die wir
hier in mehreren Sitzungen behandelt haben, mir natürlich vorgenommen und hätte
es begrüßt und bitte jetzt zu Protokoll zu nehmen, dass ich ausdrücklich
vorschlage, in der Problembeschreibung oder Begründung die UVO-Sitzung vom
25.08.2010 aufgeführt wird, und zwar unter der Nr. 134/10 und vom 12.01.2011
unter 34/10/1. Noch dazu ja das Gutachten, das älter ist, mit dem
Ausfertigungsdatum vom 27.07.2010, und das ist das, was mich etwas, wie soll
ich sagen, nicht richtig glücklich macht, dass es so stehen geblieben ist, dass
keine weitere Argumentation auch von den Planern mit aufgenommen wurde. Ich
begrüße ausdrücklich das Baumgutachten, dass wir in den einzelnen Punkten
wirklich nicht nur eine Meinung, sondern ein fachliches Gutachten vorzuliegen
haben. Wir stehen ja in dem Dilemma, einzelne Bäume retten zu wollen oder ein
größeres Biotop zu entwickeln, das hier, wie festgestellt wird, schon tot ist.
Wollen wir es wieder beleben oder wollen wir es zuschütten, dann können wir
weiter die Eichen sich entwickeln lassen, oder wollen wir das Biotop wirklich
auch mit dauerhaftem Wasserzulauf. Warum
ist der nicht mehr ausreichend? Könnte man vielleicht auch noch einmal
beantworten, aber, kurz und gut. Ich bin etwas verwundert, dass die Zitierung
dieser Geschichte der Vorlage nicht ordentlich erfolgt ist und letztendlich
heißt es, ihr könntet lange diskutieren. Wir haben auch Gutachterstellungnahmen
mit beigefügt, aber wir legen eben das Gleiche vor, wie schon gehabt. Und das
schränkt etwas mein Glücksgefühl ein, wobei natürlich jetzt hier bei der
Beschlussfassung der Unterschied mir auch geläufig ist, worauf Sie sich
ausdrücklich beziehen. Wollen wir und können wir diesen Teich wirklich so
beleben, dadurch dass die Bäume wegkommen oder muss die Verlandung einfach als
eine Gegebenheit in Kauf genommen werden? Dann können wir uns die gesamte
Ausbaggerung sparen.“
Frau Neidel:
„Die Anmerkung zur Begründung, Sie haben Recht,
hier hätten die Sitzungstermine eingefügt werden können. Sie finden aber
zumindest unter der Information Punkt 4, dass die Fragen aus der Sitzung
25.08.2010 Terra Urbana als beauftragtes Büro die Antworten gegeben hat. Den
Unterlagen ist zu entnehmen, dass das beauftragte Planungsbüro und auch die
Fachleute in der Verwaltung zumindest den Sanierungsgedanken durch diese
Projektskizze umgesetzt sehen. Wenn man den Laubeintrag nicht in dem Maße
reduzieren will, wie es fachlich wünschenswert ist, dann hätte ich mir für
heute Abend gewünscht, mit der Hilfe von Herrn Brehm, die 14 Bäume zu reduzieren
und zu sagen, welche die wichtigsten und die wertvollsten Bäume, die wir vielleicht
versuchen sollten zu erhalten, sind.
Herr Kreemke:
Könne den Ausführungen von Herrn Tauscher nur
zustimmen; wäre es nicht ausreichend, die toten Äste zu entfernen bzw. die
Wunden der einzelnen Bäume zu heilen, um die Sicherheit zu gewährleisten, dies
wäre vielleicht auch kostengünstiger.
Frau Sahlmann:
Die Frage ist aber auch, ist es möglich, dort
mehr Wasser einzutragen. Ich würde vielleicht anregen, dass wir zwei Varianten
vorgelegt bekommen; 1. Variante: Wassereintrag und die 2. Variante: Erhalt der
Eichen.
Herr Lippoldt:
Ich wollte an die sachkundigen Beiträge von Herrn
Heinze und Herrn Stoof erinnern, die beide zu anderen Ergebnissen gekommen sind
als Terra Urbana. Wann ist der Duellpfuhl das letzte Mal entschlammt worden?
Herr Brehm: 1996
Herr Lippoldt: Vielleicht reicht es ja aus, alle 5 Jahre
den Duellpfuhl zu entschlammen.
Herr Musiol: Spricht sich dagegen aus, ein
hochwertiges Biotop gegen Eichen aufzuwerten. Die Agendagruppe Landschaft und
Naturschutz hat sich damit auseinandergesetzt und wäre bereit, einen
Kompromissvorschlag einzubringen.
Herr Kreemke:
Welche Möglichkeit besteht, wenn man an der
Südseite die Bäume leicht einkürzt, das Beschattungsproblem ist ja dort auch
von Bedeutung, macht das etwas aus?
Herr Brehm:
Ich halte das Problem der Beschattung eigentlich
nicht wirklich für ein Problem, weil aus Erfahrungen bei der Sanierung von
Kleingewässern es so ist, dass, wenn Sie Gewässer belichten, insbesondere ein
nährstoffreiches Gewässer, dass sie dort das Wachstum von Algen in dem Gewässer
stark anregen, dass statt Laubeintrag noch organische Biomasse die im Gewässer
selbst entsteht im verstärkten Maße dazukommt, weil durch den Lichteintrag für
die Photosynthese hervorragende Bedingungen in dem Gewässer entstehen. Somit
halte ich das Argument, unbedingt die Belichtung zu erhöhen, für nicht
zielführend. Problematisch ist tatsächlich der Eintrag der organischen Substanz
auch insbesondere des Eichenlaubes, weil es physiologisch sehr sauer ist und zu
einer Versauerung des Sediments und damit auch des Wassers führt und sicherlich
nicht tot ist, aber die Lebewesen, die in dem Milieu noch auskommen, die sind
dann sicherlich schon speziell und nicht
so zahlreich. Wo auch immer Sie den Laubeintrag verhindern, tun Sie sehr viel
dafür und die Sache mit dem Licht, jedenfalls aus meiner Sicht, ist eher eine
Sache, die mit Vorsicht zu genießen ist. Wenn ich noch einen Vorschlag machen
darf? Wenn Sie z. B. Sträucher pflanzen oder Dinge machen, die verhindern, dass
Wind Laub einweht, dann erreichen Sie vielleicht auch eine ganze Menge.
Herr Tauscher zu Protokoll:
Ich bedanke mich ausdrücklich für Ihre
Stellungnahme dazu. Ich komme aber noch einmal auf meine Anmerkung zurück. Wie
ist es mit dem Wassereintrag, nicht Eintrag, sondern Wasserzufluss? Irgendwie
hieß es in einem Gespräch, dass sich das in den letzten 20 Jahren geändert hat,
auch durch die Anordnung, dass auf Grundstücken anfallendes Regenwasser auf dem
Grundstück zu versickern ist. Fehlt uns jetzt Wasser, was üblicherweise früher
in den Duellpfuhl geflossen ist? Ist das so, oder kann die Verwaltung dazu
etwas sagen? Nach wie vor bin ich aber unzufrieden damit, dass Sie uns ein vor
einem Jahr erbrachtes Gutachten von der Planungsfirma nicht modifiziert, nicht
bearbeitet wieder vorgelegt haben. Und diese, mehr oder wenige beiläufige
Erklärung von Herrn Behm, diese macht für mich deutlich, man kann es auch
anders sehen, als das, was in dem eigentlichen Projekt hier enthalten ist.
Frau Neidel:
Ich erinnere mich, dass diese Frage schon einmal
diskutiert wurde, ob mehr Wassereintrag möglich ist oder nicht und dass Herr
Brinkmann hier begründet hat, warum es nicht möglich ist. Ich habe in
Erinnerung, dass Leitungsführungen in der Ginsterheide und Gefälle, also in dieser
Örtlichkeit es tatsächlich nicht möglich ist, mehr Wassereintrag in den Pfuhl
zu lenken. Ich hatte mich hier schon erklärt, warum wir die alte Vorlage
genommen haben. Wir haben gehört, Laubeintrag ist zu vermeiden. Besonnung war
ein neuer Aspekt, aber der Laubeintrag war das wesentliche Argument, warum es
zur Fällung kommen muss.
Herr Musiol:
Fragt die Verwaltung, ob die Drucksache zwecks
einer Modifizierung/Überarbeitung zurückgezogen werden kann?
Frau Neidel: Die Verwaltung zieht die Drucksache nicht
zurück.
Abstimmung
der DS-Nr. 124/1:
0 Zustimmungen / 6 Gegenstimmen / 1 Enthaltung =
mehrheitlich abgelehnt
An der
Diskussion beteiligten sich:
Frau von Törne, Herr Tauscher, Herr Kreemke, Frau
Sahlmann, Herr Lippoldt, Herr Bittroff, Herr Musiol