Betreff
Integriertes Verkehrskonzept (IVK) Kleinmachnow, Räumlicher Handlungsschwerpunkt (HSP 3) "OdF-Platz/Karl-Marx-Straße (Nord)", Stand Vorplanung
Vorlage
INFO 014/20
Art
Informationsnummer

1.   Städtischer Kontext

Textfeld: OdF-Platz/
Karl-Marx-Straße
Der Handlungsschwerpunkt liegt am nördlichen Ende der Hauptverkehrsstraße „Hohe Kiefer“ am Übergang zur Hauptverkehrsstraße Karl-Marx-Straße. Der östliche Platzrand des OdF-Platzes wird durch die mittlere Karl-Marx-Straße erschlossen. Die in Ost-West-Richtung verlaufende Ernst-Thälmann-Straße ist als Hauptverkehrsstraße 2. Ordnung bzw. in der Sommerfeldsiedlung als Sammelstraße eine wichtige Querverbindung im Gemeindegebiet.

Abbildung 1 Einordnung im Gemeindegebiet

Der durchschnittlich werktägliche Tagesverkehr (DTV) beträgt auf Hohe Kiefer ca. 9.000 KFZ, auf der Ernst-Thälmann-Straße 4.000 KFZ (östlich Hohe Kiefer) bzw. 4.000 KFZ (westlich Hohe Kiefer). Der Knoten Hohe Kiefer / Ernst-Thälmann-Straße weist damit die vierthöchste KFZ-Auslastung in Kleinmachnow auf. Gleichzeitig ist der Knoten Teil des Hauptnetzes des Radverkehrs. Die Verbindung über die östliche Platzseite (Karl-Marx-Straße Mitte) ist gleichzeitig Teil einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung für Radfahrer.

Zusammenfassend betrachtet findet am Knoten Hohe Kiefer / Ernst-Thälmann-Straße eine Überlagerung wichtiger Netzstrukturen statt (Hauptverkehrsstraßen, hoher DTV und Radhauptnetz). Zugleich wechselt im Bereich des OdF-Platzes die Aufteilung des Hauptstraßenraums. Während auf der Hohen Kiefer die Fahrbahn im Westen und der breite Seitenbereich im Osten eingeordnet sind, ist auf der Karl-Marx-Straße die Fahrbahn im Osten und der breite Seitenbereich im Westen. Damit einher geht der notwendige Wechsel der Radverkehrsführung.

 

Abbildung 2 Straßenhierarchie (links), Hierarchie im Radverkehr (rechts)


2.   Problemanalyse

Hauptproblem am Knoten Hohe Kiefer / Ernst-Thälmann-Straße ist die Führung des Radverkehrs in Nord-Süd-Richtung. Der Fahrradfahrer Richtung Norden soll nach dem Knoten eigentlich auf die Fahrbahn in den Schutzstreifen wechseln. Dafür wird ihm jedoch weder ein Hinweis gegeben noch eine Einfädelung angeboten. In der Folge quert der Radfahrer die LSA und fährt auf der Westseite weiter. Von Norden kommend existiert für den Radfahrer eine Aufstellfläche an der LSA. Die sichere Einbindung vom Gehweg ist jedoch nicht gewährleistet. In der Folge kommt es aufgrund der verkehrswidrigen Mitbenutzung des als Gehweg ausgeschilderten engen Seitenbereichs zu Konflikten und erheblichem Gefahrenpotential. Die Abbiegemöglichkeiten für Radfahrer sind aus beiden Richtungen ungelöst.


OdF-Platz

 
In den Seitenbereichen der Ernst-Thälmann-Straße gibt es einen Widerspruch der Beschilderungen zum Ausbau. Hier suggeriert das rote Pflaster im Seitenbereich einen Radweg. Verstärkt wird die Problematik durch die schmalen Seitenbereiche.

Abbildung 3 Wegführung Radverkehr - Problemanalyse

Auf der Südseite des Knotens Knoten Hohe Kiefer / Ernst-Thälmann-Straße gibt es keine direkte Querungsmöglichkeit. Die Ost-West-Verbindung für Fußgänger ist umwegig.

Der OdF-Platz wird durch seinen grünen Charakter geprägt. Die Platzmitte ist jedoch räumlich isoliert. Die Abtrennung durch parkierende PKW bzw. Sträucher lässt keine Bezüge zu den Platzrändern entstehen. Zudem ist die Anbindung des querenden Wegs an der K.-Marx-Straße (Mitte) aufgrund der Parkierungssituation problematisch. Der Platz ist weitestgehend ein Transitraum und bietet nicht die Option als quartiersverbindendes Element. Am Nordende des Platzes fehlt eine Wegeverbindung.

 

3.   Planerisches Ziel

Übergeordnete Ziele sind die Schaffung einer übersichtlichen Kreuzung und das Ermöglichen eines sicheren Überquerens des Knotens für alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere für die Fahrradfahrer. Der OdF-Platz ist als Freiraum zu qualifizieren. Die Funktion der mittleren Karl-Marx-Straße ist zu klären.

4.   Lösungsansätze

Variantenuntersuchung

Für das grundsätzliche Problem der Führung des Radverkehrs gibt es zwei prinzipielle Varianten. Möglich ist es, den Radfahrer entweder jeweils nach (V1) bzw. vor dem Knoten (V2) auf die Fahrbahn zu führen um die Weiterführung an die bestehenden Schutzstreifen zu gewährleisten. Die Führung des Radfahrers von Norden über den Knoten ist aufgrund des engen zur Verfügung stehenden Raumes nicht möglich. Gleichermaßen ist die Einfädelung des Radfahrers von Süden vor dem Knoten aufgrund der Bushaltestelle problematisch.

Abbildung 4 V1 (links): Überführung Radverkehr auf Fahrbahn nach Knoten, V2 (rechts): Überführung Radverkehr auf Fahrbahn vor Knoten

Als Lösungsvorschlag wurde daher eine Kompositvariante erarbeitet. Der Radfahrer von Norden wird vor, der Radfahrer von Süden nach dem Knoten auf die Fahrbahn in den Schutzstreifen geführt.

 

Abbildung 5 Generelle Führung des Radverkehrs auf Schutzstreifen

Die generelle Führung der Radfahrer in beiden Richtungen im Schutzstreifen auf der Fahrbahn (V3) würde aufgrund des Raumbedarfs zu erheblichen Eingriffen in den Seitenbereichen führen (Rückbau Stellplätze, Baumfällungen) und stellt keine Option dar.

 

Vorzugsvariante

Die Führung des Radfahrers wird in Anpassung an die zur Verfügung stehenden Breiten, in Bezug auf die Raumsituation als auch in Berücksichtigung des Eingriffs in den Bestand gelöst. Der Radfahrer von Norden wird vor dem Knoten, der Radfahrer von Süden nach dem Knoten auf die Fahrbahn in den Schutzstreifen geführt. Aufgrund der gegeneinander leicht versetzten Lage der beiden Übergangstellen können die Einführungen im bestehenden Straßenquerschnitt realisiert werden. Für den von Süden kommenden Radfahrer wird die Fläche am OdF-Platz ausreichend groß gestaltet. Die Überführung auf die Fahrbahn erfolgt mit Rücksicht auf den Baumbestand und zur Gewährleistung der Sichtverhältnisse (Autofahrer / auf die Straße geführter Radfahrer) mit etwas Abstand zum Knoten. Der im Plan als Fällung eingetragene Baum ist inzwischen aufgrund seines schlechten Zustands gefällt worden.

Abbildungen 6 und 7 Einführung Radverkehr Richtung Norden am OdF-Platz

> Führung Radweg neben FB                                > Führung Radweg abgerückt von FB

Am Knoten Ernst-Thälmann-Straße / Hohe Kiefer wird eine Fußgängerquerung im Zuge der Thälmannstraße eingeordnet. Hierfür sind bauliche und ggf. zeitliche Anpassungen an der LSA sowie der Fahrbahnmarkierung notwendig. Bauliche Eingriffe in die Fahrbahn/Straßenführung sind nicht erforderlich.

 

Der OdF-Platz wird – aufbauend auf den Vorüberlegungen aus dem Straßenraumatlas – neugestaltet. Hierbei wird der leicht introvertierte Charakter aufgenommen, jedoch die Aufenthaltsqualität und der Bezug zu den Platzrändern (vor allem nach Osten) erhöht. Die Einfassung durch formale niedrige Heckenpflanzungen und die Entfernung diverser Sträucher grenzt den Platz jedoch optisch weniger ab. Die bestehenden Bäume bleiben erhalten. Die Querung Richtung Karl-Marx-Straße (Mitte) wird erneuert. Der Auftakt am Knoten Ernst-Thälmann-Straße / Hohe Kiefer wird großzügiger und sicherer gestaltet. Die Karl-Marx-Straße (Mitte) wird vom Charakter her den Seitenbereichen angepasst, Die Fahrbahn erhält jedoch über den 3 cm hohen Bord eine eigene Führung und gewährleistet die Aufnahme des MIV Richtung Norden. Das derzeit beidseitig der Fahrbahn mögliche Parkieren (ca. 30 Stellplätze) wird auf der Westseite (12 Stellplätze) neu geordnet. Dadurch entstehen Optionen für eine perspektivische Nutzung des östlichen Seitenbereiches (durch Funktionen in der Bebauung: Gastronomie etc.).

Abbildung 8 Gestalterischer Lageplan (links, siehe auch Anlage 1), technischer Lageplan (rechts, siehe auch Anlage 2)

Generell stellt für Kleinmachnow eine „Duale Strategie“ für den Radfahrer eine Option dar: Neben der Führung auf der Fahrbahn (Nutzung durch geübte Radfahrer) ist die Benutzung des Seitenbereiches (Gehweg, Radfahrer frei) für langsamere und ungeübtere Radfahrer denkbar.

 

Querungsinsel (Nordende OdF-Platz)

Die Karl-Marx-Straße ist im mittleren und südlichen Bereich eine wichtige innerörtliche Radwegeverbindung jenseits der Hauptverkehrsstraßen. Für den Radverkehr aus Richtung Süden ist die durchgängige Verbindung durch die Überführung in den Schutzstreifen an der Einmündung der Karl-Marx-Straße (Mitte) in die Hohe Kiefer gewährleistet. Für den von Norden kommenden Radverkehr kann eine Mittelinsel am nördlichen Ende des OdF-Platzes eingeordnet werden. Aufgrund der lediglich für eine Richtung erforderliche Nutzung wird die Aufstellbreite mit 3 Metern (anstatt 4 Meter laut RASt06) vorgeschlagen. Der Eingriff in den Baumbestand im westlichen Seitenbereich kann dadurch verhindert werden. Die niedrigen Heckenpflanzungen (mit einer maximalen Höhe von 80 cm) am OdF-Platz beeinträchtigen nicht die Sichtverhältnisse. Lediglich an den straßenbegleitenden Stellplätzen auf der Westseite der Karl-Marx-Straße (Nord) sind zur Gewährleistung der Sichtdreiecke minimale Anpassungen notwendig. Die Lage der Mittelinsel ermöglicht die Ausfahrt aus der Karl-Marx-Straße (Mitte) nach Süden sowie den Grundstückszufahrten für PKW. Die Umsetzung von 2 vorhandenen Leuchten ist erforderlich. Die Straßenentwässerung müsste angepasst werden.

 

Aufgrund des Bearbeitungsstandes ist die Mittelinsel nicht in Anlage 1 (gestalterischer Lageplan), sondern nur in Anlage 2 (technischer Lageplan) dargestellt.

 

Abbildungen 9 und 10 Mittelinsel Karl-Marx-Straße/ Hohe Kiefer (links), Schleppkurvennachweis und Sichtnachweis (rechts)

5.   Kosten

Die Planung kann in drei Bauabschnitte unterteilt werden, welche sich auch separat realisieren lassen. Der 1.BA beinhaltet die Umgestaltung der Platzfläche inkl. der angepassten Radverkehrsführung hinter dem Knotenpunkt und dem mittleren Stück der Karl-Marx-Straße. Der 2.BA enthält die zusätzliche Fußgängerfurt über die Hohe Kiefer im LSA-Bereich. Der 3.BA bezieht sich auf die zusätzliche Querungsinsel am Nordende des Platzes über die Karl-Marx-Straße. Die Kostenschätzung ergibt folgende Kosten:

 

Bauabschnitt

Kosten
(inkl. 19% MwSt.)

OdF-Platz und Karl-Marx-Straße (Mitte)

427.000 €

Querung Hohe Kiefer (LSA-Furt)

33.000 €

Querungsinsel

129.000 €

Gesamt 589.000 €

 

6.   Empfehlung

Die Vorentwurfsvariante ermöglicht dem Radverkehr im Zuge der Straße Hohe Kiefer die sichere Querung des Knotens. Gleichzeitig bleiben die Seitenbereiche an entscheidender Stelle den Fußgängern vorbehalten.

 

Die Nachrüstung der Fußgängerquerung auf der Südseite des Knotens Ernst-Thälmann-Straße / Hohe Kiefer verbessert die fußläufige Anbindung der westlichen Quartiere.

 

Die Einordnung einer Mittelinsel für den von Norden kommenden Radverkehr bedeutet zwar baulich einen etwas größeren Eingriff in den Bestand, bringt jedoch erhebliche Vorteile für das Radwegenetz und vermeidet spätere unkontrollierte Abkürzungsverkehre. Im Zuge der wichtigen innerörtlichen Radwegeverbindung der Karl-Marx-Straße vom Ortsausgang Berlin über die Ortsmitte bis über den Teltowkanal) ‑ stellt die Mittelinsel an entscheidender Stelle den Lückenschluss dar. Die Reduktion auf minimale Maße sowie die passgenaue Einordnung sind vertretbar und minimieren die baulichen und gestalterischen Auswirkungen des technischen Bauwerkes.

 

Der neu gestaltete OdF-Platz wird als grüner Aufenthaltsraum aufgewertet und erhält dadurch das Potential als verbindender Freiraum für die angrenzenden Quartiere. In Verbindung mit der Umgestaltung der Karl-Marx-Straße (Mitte) wird der Bezug des Platzes zu seinen Rändern gestärkt und ermöglicht neue Optionen für die umgebende Bebauung.

 


Anlage 1 – gestalterischer LP

Anlage 2 – technischer LP