1. Städtischer Kontext
Der
Handlungsschwerpunkt liegt am nördlichen Ende der Hauptverkehrsstraße „Hohe
Kiefer“ am Übergang zur Hauptverkehrsstraße Karl-Marx-Straße. Der östliche
Platzrand des OdF-Platzes wird durch die mittlere Karl-Marx-Straße erschlossen.
Die in Ost-West-Richtung verlaufende Ernst-Thälmann-Straße ist als
Hauptverkehrsstraße 2. Ordnung bzw. in der Sommerfeldsiedlung als Sammelstraße
eine wichtige Querverbindung im Gemeindegebiet.
Abbildung 1 Einordnung im Gemeindegebiet
Der durchschnittlich werktägliche Tagesverkehr
(DTV) beträgt auf Hohe Kiefer ca. 9.000 KFZ, auf der Ernst-Thälmann-Straße
4.000 KFZ (östlich Hohe Kiefer) bzw. 4.000 KFZ (westlich Hohe Kiefer). Der
Knoten Hohe Kiefer / Ernst-Thälmann-Straße weist damit die vierthöchste
KFZ-Auslastung in Kleinmachnow auf. Gleichzeitig ist der Knoten Teil des
Hauptnetzes des Radverkehrs. Die Verbindung über die östliche Platzseite
(Karl-Marx-Straße Mitte) ist gleichzeitig Teil einer wichtigen
Nord-Süd-Verbindung für Radfahrer.
Zusammenfassend betrachtet findet am Knoten Hohe
Kiefer / Ernst-Thälmann-Straße eine Überlagerung wichtiger Netzstrukturen statt
(Hauptverkehrsstraßen, hoher DTV und Radhauptnetz). Zugleich wechselt im
Bereich des OdF-Platzes die Aufteilung des Hauptstraßenraums. Während auf der
Hohen Kiefer die Fahrbahn im Westen und der breite Seitenbereich im Osten
eingeordnet sind, ist auf der Karl-Marx-Straße die Fahrbahn im Osten und der
breite Seitenbereich im Westen. Damit einher geht der notwendige Wechsel der
Radverkehrsführung.
Abbildung 2 Straßenhierarchie (links), Hierarchie im Radverkehr (rechts)
2.
Problemanalyse
Hauptproblem am Knoten Hohe Kiefer /
Ernst-Thälmann-Straße ist die Führung des Radverkehrs in Nord-Süd-Richtung. Der
Fahrradfahrer Richtung Norden soll nach dem Knoten eigentlich auf die Fahrbahn
in den Schutzstreifen wechseln. Dafür wird ihm jedoch weder ein Hinweis gegeben
noch eine Einfädelung angeboten. In der Folge quert der Radfahrer die LSA und
fährt auf der Westseite weiter. Von Norden kommend existiert für den Radfahrer
eine Aufstellfläche an der LSA. Die sichere Einbindung vom Gehweg ist jedoch
nicht gewährleistet. In der Folge kommt es aufgrund der verkehrswidrigen Mitbenutzung
des als Gehweg ausgeschilderten engen Seitenbereichs zu Konflikten und
erheblichem Gefahrenpotential. Die Abbiegemöglichkeiten für Radfahrer sind aus
beiden Richtungen ungelöst.
OdF-Platz
In den Seitenbereichen der Ernst-Thälmann-Straße gibt es einen Widerspruch
der Beschilderungen zum Ausbau. Hier suggeriert das rote Pflaster im
Seitenbereich einen Radweg. Verstärkt wird die Problematik durch die schmalen
Seitenbereiche.
Abbildung
3 Wegführung Radverkehr -
Problemanalyse
Auf der Südseite des Knotens Knoten Hohe Kiefer /
Ernst-Thälmann-Straße gibt es keine direkte Querungsmöglichkeit. Die
Ost-West-Verbindung für Fußgänger ist umwegig.
Der OdF-Platz wird durch seinen grünen Charakter
geprägt. Die Platzmitte ist jedoch räumlich isoliert. Die Abtrennung durch
parkierende PKW bzw. Sträucher lässt keine Bezüge zu den Platzrändern
entstehen. Zudem ist die Anbindung des querenden Wegs an der K.-Marx-Straße
(Mitte) aufgrund der Parkierungssituation problematisch. Der Platz ist
weitestgehend ein Transitraum und bietet nicht die Option als
quartiersverbindendes Element. Am Nordende des Platzes fehlt eine
Wegeverbindung.
3.
Planerisches Ziel
Übergeordnete Ziele sind die Schaffung einer
übersichtlichen Kreuzung und das Ermöglichen eines sicheren Überquerens des
Knotens für alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere für die Fahrradfahrer. Der
OdF-Platz ist als Freiraum zu qualifizieren. Die Funktion der mittleren
Karl-Marx-Straße ist zu klären.
4.
Lösungsansätze
Variantenuntersuchung
Für das grundsätzliche Problem der Führung des
Radverkehrs gibt es zwei prinzipielle Varianten. Möglich ist es, den Radfahrer
entweder jeweils nach (V1) bzw. vor dem Knoten (V2) auf die Fahrbahn zu führen
um die Weiterführung an die bestehenden Schutzstreifen zu gewährleisten. Die
Führung des Radfahrers von Norden über den Knoten ist aufgrund des engen zur
Verfügung stehenden Raumes nicht möglich. Gleichermaßen ist die Einfädelung des
Radfahrers von Süden vor dem Knoten aufgrund der Bushaltestelle problematisch.
Abbildung 4 V1 (links): Überführung Radverkehr auf Fahrbahn nach Knoten, V2 (rechts): Überführung Radverkehr auf Fahrbahn vor Knoten
Als Lösungsvorschlag wurde daher eine
Kompositvariante erarbeitet. Der Radfahrer von Norden wird vor, der Radfahrer
von Süden nach dem Knoten auf die Fahrbahn in den Schutzstreifen geführt.
Abbildung 5 Generelle Führung des Radverkehrs auf Schutzstreifen
Die generelle Führung der Radfahrer in beiden
Richtungen im Schutzstreifen auf der Fahrbahn (V3) würde aufgrund des
Raumbedarfs zu erheblichen Eingriffen in den Seitenbereichen führen (Rückbau
Stellplätze, Baumfällungen) und stellt keine Option dar.
Vorzugsvariante
Die Führung des Radfahrers
wird in Anpassung an die zur Verfügung stehenden Breiten, in Bezug auf die
Raumsituation als auch in Berücksichtigung des Eingriffs in den Bestand gelöst.
Der Radfahrer von Norden wird vor dem Knoten, der Radfahrer von Süden nach dem
Knoten auf die Fahrbahn in den Schutzstreifen geführt. Aufgrund der
gegeneinander leicht versetzten Lage der beiden Übergangstellen können die
Einführungen im bestehenden Straßenquerschnitt realisiert werden. Für den von
Süden kommenden Radfahrer wird die Fläche am OdF-Platz ausreichend groß
gestaltet. Die Überführung auf die Fahrbahn erfolgt mit Rücksicht auf den
Baumbestand und zur Gewährleistung der Sichtverhältnisse (Autofahrer / auf die
Straße geführter Radfahrer) mit etwas Abstand zum Knoten. Der im Plan als Fällung
eingetragene Baum ist inzwischen aufgrund seines schlechten Zustands gefällt
worden.
Abbildungen 6 und 7 Einführung Radverkehr Richtung Norden am OdF-Platz
> Führung Radweg neben FB > Führung Radweg abgerückt von FB
Am Knoten Ernst-Thälmann-Straße / Hohe Kiefer wird
eine Fußgängerquerung im Zuge der Thälmannstraße eingeordnet. Hierfür sind
bauliche und ggf. zeitliche Anpassungen an der LSA sowie der Fahrbahnmarkierung
notwendig. Bauliche Eingriffe in die Fahrbahn/Straßenführung sind nicht
erforderlich.
Der OdF-Platz wird – aufbauend auf den
Vorüberlegungen aus dem Straßenraumatlas – neugestaltet. Hierbei wird der
leicht introvertierte Charakter aufgenommen, jedoch die Aufenthaltsqualität und
der Bezug zu den Platzrändern (vor allem nach Osten) erhöht. Die Einfassung
durch formale niedrige Heckenpflanzungen und die Entfernung diverser Sträucher
grenzt den Platz jedoch optisch weniger ab. Die bestehenden Bäume bleiben
erhalten. Die Querung Richtung Karl-Marx-Straße (Mitte) wird erneuert. Der
Auftakt am Knoten Ernst-Thälmann-Straße / Hohe Kiefer wird großzügiger und
sicherer gestaltet. Die Karl-Marx-Straße (Mitte) wird vom Charakter her den
Seitenbereichen angepasst, Die Fahrbahn erhält jedoch über den 3 cm hohen Bord
eine eigene Führung und gewährleistet die Aufnahme des MIV Richtung Norden. Das
derzeit beidseitig der Fahrbahn mögliche Parkieren (ca. 30 Stellplätze) wird
auf der Westseite (12 Stellplätze) neu geordnet. Dadurch entstehen Optionen für
eine perspektivische Nutzung des östlichen Seitenbereiches (durch Funktionen in
der Bebauung: Gastronomie etc.).
Abbildung 8 Gestalterischer Lageplan (links, siehe auch Anlage 1), technischer Lageplan (rechts, siehe auch Anlage 2)
Generell stellt für Kleinmachnow eine „Duale
Strategie“ für den Radfahrer eine Option dar: Neben der Führung auf der
Fahrbahn (Nutzung durch geübte Radfahrer) ist die Benutzung des Seitenbereiches
(Gehweg, Radfahrer frei) für langsamere und ungeübtere Radfahrer denkbar.
Querungsinsel (Nordende OdF-Platz)
Die Karl-Marx-Straße ist im mittleren und
südlichen Bereich eine wichtige innerörtliche Radwegeverbindung jenseits der
Hauptverkehrsstraßen. Für den Radverkehr aus Richtung Süden ist die
durchgängige Verbindung durch die Überführung in den Schutzstreifen an der
Einmündung der Karl-Marx-Straße (Mitte) in die Hohe Kiefer gewährleistet. Für
den von Norden kommenden Radverkehr kann eine Mittelinsel am nördlichen Ende
des OdF-Platzes eingeordnet werden. Aufgrund der lediglich für eine Richtung
erforderliche Nutzung wird die Aufstellbreite mit 3 Metern (anstatt 4 Meter
laut RASt06) vorgeschlagen. Der Eingriff in den Baumbestand im westlichen
Seitenbereich kann dadurch verhindert werden. Die niedrigen Heckenpflanzungen
(mit einer maximalen Höhe von 80 cm) am OdF-Platz beeinträchtigen nicht die
Sichtverhältnisse. Lediglich an den straßenbegleitenden Stellplätzen auf der
Westseite der Karl-Marx-Straße (Nord) sind zur Gewährleistung der Sichtdreiecke
minimale Anpassungen notwendig. Die Lage der Mittelinsel ermöglicht die
Ausfahrt aus der Karl-Marx-Straße (Mitte) nach Süden sowie den
Grundstückszufahrten für PKW. Die Umsetzung von 2 vorhandenen Leuchten ist
erforderlich. Die Straßenentwässerung müsste angepasst werden.
Aufgrund des
Bearbeitungsstandes ist die Mittelinsel nicht in Anlage 1 (gestalterischer
Lageplan), sondern nur in Anlage 2 (technischer Lageplan) dargestellt.
Abbildungen 9 und 10 Mittelinsel Karl-Marx-Straße/ Hohe Kiefer (links), Schleppkurvennachweis und Sichtnachweis (rechts)
5.
Kosten
Die Planung kann in drei Bauabschnitte unterteilt
werden, welche sich auch separat realisieren lassen. Der 1.BA beinhaltet die
Umgestaltung der Platzfläche inkl. der angepassten Radverkehrsführung hinter
dem Knotenpunkt und dem mittleren Stück der Karl-Marx-Straße. Der 2.BA enthält
die zusätzliche Fußgängerfurt über die Hohe Kiefer im LSA-Bereich. Der 3.BA
bezieht sich auf die zusätzliche Querungsinsel am Nordende des Platzes über die
Karl-Marx-Straße. Die Kostenschätzung ergibt folgende Kosten:
Bauabschnitt |
Kosten |
OdF-Platz und Karl-Marx-Straße (Mitte) |
427.000 € |
Querung Hohe Kiefer (LSA-Furt) |
33.000 € |
Querungsinsel |
129.000 € |
Gesamt 589.000 € |
6.
Empfehlung
Die Vorentwurfsvariante ermöglicht dem Radverkehr im
Zuge der Straße Hohe Kiefer die sichere Querung des Knotens. Gleichzeitig
bleiben die Seitenbereiche an entscheidender Stelle den Fußgängern vorbehalten.
Die Nachrüstung der Fußgängerquerung auf der
Südseite des Knotens Ernst-Thälmann-Straße / Hohe Kiefer verbessert die
fußläufige Anbindung der westlichen Quartiere.
Die Einordnung einer Mittelinsel für den von
Norden kommenden Radverkehr bedeutet zwar baulich einen etwas größeren Eingriff
in den Bestand, bringt jedoch erhebliche Vorteile für das Radwegenetz und
vermeidet spätere unkontrollierte Abkürzungsverkehre. Im Zuge der wichtigen
innerörtlichen Radwegeverbindung – der
Karl-Marx-Straße vom Ortsausgang Berlin über die Ortsmitte bis über den
Teltowkanal) ‑ stellt die Mittelinsel an entscheidender Stelle den
Lückenschluss dar. Die Reduktion auf minimale Maße sowie die passgenaue
Einordnung sind vertretbar und minimieren die baulichen und gestalterischen
Auswirkungen des technischen Bauwerkes.
Der neu gestaltete OdF-Platz wird als grüner
Aufenthaltsraum aufgewertet und erhält dadurch das Potential als verbindender
Freiraum für die angrenzenden Quartiere. In Verbindung mit der Umgestaltung der
Karl-Marx-Straße (Mitte) wird der Bezug des Platzes zu seinen Rändern gestärkt
und ermöglicht neue Optionen für die umgebende Bebauung.
Anlage 1 –
gestalterischer LP
Anlage 2 –
technischer LP